Tagesspiegel
Berlin 25.03.2006
EINWANDERUNGSPOLITIK
Der Streit um ein Bleiberecht für integrierte Ausländer
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Berlin 25.03.2006
EINWANDERUNGSPOLITIK Der Streit um ein Bleiberecht für integrierte Ausländer

Unter Gleichgesinnten
Junge Flüchtlinge kämpfen für ein einheitliches Bleiberecht


Eine Abiturientin und ein Jurastudent leben seit über zehn Jahren in Berlin, sind hier zur Schule gegangen, haben Familie und Freunde hier. Die Frage ist, wie lange sie bleiben dürfen.

Es gibt viele wie sie, deren Aufenthalt in Deutschland nicht sicher ist. Und deshalb haben sie sich zusammengetan, zu einer Organisation namens ?Jugendliche ohne Grenzen³: Junge Flüchtlinge setzen sich für Flüchtlinge ein ­ und für eine großzügiges und einheitliches Bleiberecht in Deutschland. Zwanzig von ihnen tagten bis gestern in Berlin, wo sie zum Abschluss mehrere Landesvertretungen aufsuchten mit der Bitte, ihr Anliegen an die jeweiligen Innenminister weiterzuleiten.

Hintergrund der Aktion ist: Im Herbst wollen sich die Innenminister der Länder auf Initiative von Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wahrscheinlich auf ein einheitliches Bleiberecht für verschiedene Flüchtlingsgruppen einigen. Mit der bundesweiten Kampagne ?Hier geblieben³ treten die ?Jugendlichen ohne Grenzen³ für ihre Forderungen ein: So soll, wer in Deutschland geboren, aufgewachsen oder hierher geflüchtet ist, weiter mit seinen Eltern und Verwandten in Deutschland leben, eine Ausbildung machen und arbeiten dürfen.

In der Landesvertretung Hamburg erzählten vier der Jugendlichen von den Ängsten, die ihr tägliches Leben bestimmen. ?Die Angst vor der Abschiebung nimmt uns die Perspektive auf ein normales Leben³, sagte die 20-jährige Reyhan Inan, eine Kurdin aus der Türkei. Sie kam mit vier Jahren nach Deutschland und macht gerade ihr Fachabitur. Ihr Aufenthalt wurde gerade von der Härtefallkommission bewilligt, vorerst kann sie bleiben. Ibrahim Delen, ein 26-jähriger Kurde, der mit 14 Jahren alleine nach Deutschland kam, studiert in Berlin Jura. Er hat das erste Staatsexamen hinter sich. Ob er auch nach dem Studium noch in Deutschland leben wird, weiß er ebenso wenig wie die Azubis Ismael und Bouba, der inzwischen mit einer Deutschen eine Familie gegründet hat. Ismael glaubt, dass es in Berlin einfacher sei, als Flüchtling überhaupt eine Lehre machen zu dürfen. Ein Freund hat das erzählt. Klein versprach, ihr Anliegen an den Hamburger Innensenator weiterzugeben. Meike Fries

1000 x 100 Euro - Spendenaufruf für das Aktionsprogramm!




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