Familie nach Sri Lanka abgeschoben
Wir suchen dringend Hile und den Kontakt zu Medien

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir suchen dringend den Kontakt zu Medien - zu größeren Medien oder anderen, die das Unrecht, was hier passierte, bekannt machen können. (Spiegel, Stern, Focus - Fernsehen......usw:)Können Sie helfen?
Bitte lesen Sie im Anhang die Texte von Nina.

Folgendes ist passiert:
Unter unmenschlichen Bedingungen ist eine Familie in Warendorf abgeschoben worden. Der Vater kam ins Abschiebegefängnis - die Mutter ins Abschiebekrankenhaus - die Kinder in eine Pflegefamilie .... ohne Papiere - nur mit 100 Euro wurde dann die Familie ins Flugzeug gesetzt. Es ist grauenvoll.
Meine Tochter Nina macht gerade in Sri Lanka ihr Auslandssemester - sie konnte Kontakt zu der Familie erhalten...

Machen Sie sich ein Bild durch Ninas Berichte - Sie können ihr auch mailen unter
gospelangel@gmx.de
Falls Sie noch Fragen haben oder mich kontaktieren - Elisabeth Wiengarten, Westkirchener Straße 10, 48361 Beelen, 02586/970034.

www.soulsisternina.blogspot.com - dort gibt es Infos über ihren Aufenthalt allgemein.

Der Leiter unserer amnesty-Gruppe heißt Konrad Schoppmann und ist auch sehr kompetent und kann gut Auskunft geben.

KSchoppmann@t-online.de - Telefon 02581/62396

Der Fall ist einmalig: Sonst sind die Familien einfach weg - aus den Augen aus dem Sinn - zum ersten Mal können wir nachweisen, was passiert.

Bitte helfen Sie, damit der Familie geholfen wird und helfen, dass nicht noch mehr Familien so abgeschoben werden.

Schauen Sie bitte auf die Seite www.die-glocke.de - Leserforum - Ausländerpolitik ...... !
Wenn möglich, melden Sie sich an und schreiben Sie einen Eintrag. Je mehr kommt, desto mehr bleiben wir im Geschehen - wir dürfen nicht aus den Medien verschwinden.

IN Verbundenheit und mit Hoffnung, dass Sie helfen können - und bitte die Info an viele weitergeben -

Mit freundlichem Gruß

Elisabeth Wiengarten

Bericht aus Sri Lanka:

Sri Lanka. Menaka Thadchanamoorthy sitzt auf einem rostigen Bett. Die mit Kokoswolle gefüllte Matratze verbreitet einen muffigen Gestank in dem kahlen Raum, der nur mäßig von einer nackten Glühbirne mit Licht erfüllt wird. In einem Arm hält sie ihre jüngste Tochter Apinaeja, verschnupft und ununterbrochen weinend. Das Inhaliergerät und die Medizin für das kranke Kind sind in Warendorf geblieben. Mit der anderen Hand hält Frau T. sich den Kopf. Ein pochender Schmerz quäle sie seit Tagen, sagt sie mir mit kraftloser Stimme und schließt langsam die tränenverquollenen Augen. Neben der jungen Mutter, ihr Mann Kiddinan, das Gesicht in den Händen vergraben, müde und erschöpft. Zwei weitere Gestalten kauern zu den Füßen ihrer Eltern. Die Kinder Apisan und Apirami sehen ihre Mutter mit verzweifelten Blicken an."Sri Lanka ist nicht unser zu Hause. Wir haben alle Angst hier vor den Bomben und es ist so heiß, das Essen ist komisch, wir sind hier alleine. Wir wollen zurück nach Warendorf. Da ist unser zu Hause!", bricht es plötzlich aus dem jungen Apisan heraus. Der jungen Familie ist in den letzten Tagen ein unmenschliches Schicksal widerfahren. Nach einem annähernd vierzehnjährig andauernden Asylverfahren, beschloss die Warendorfer Ausländerbehörde nun die plötzliche Abschiebung der Familie. Alle Kinder sind in Deutschland geboren und deren Eltern hatten sich nach traumatischen Kriegserlebnissen in Sri Lanka über Jahre ein neues Leben in Warendorf aufgebaut.
Seit dem 26. Oktober sind sie zurück in Sri Lanka, einem Land, das zwar offiziell für ihre Herkunft steht, zu dem sie jedoch keinen inneren Bezug haben und das gerade momentan mit den immer wieder aufkeimenden Bluttaten des ethnischen Krieges erschreckende Schlagzeilen macht. Mit 100 Euro in der Tasche, die sie von den deutschen Polizeibeamten kurz vor dem Flug ausgehändigt bekamen, ohne Kleidung, ohne Spielsachen, ohne die kleinste Habseligkeit mit leeren Händen hat man sie ihrer ungewissen Zukunft überlassen. Dazu benötigt die Mutter, auf Grund einer schweren psychischen Störung, spezielle Medikamente, deren Bestand, den sie bei sich hat, nicht mehr lange vorhalten wird. Auch die mittlere Tochter bedarf auf Grund einer Krankheit an der Lunge einer speziellen Behandlung.

In ihrem kleinen Zimmer irgendwo in einem schäbigen Bungalow in Kotahena, einem Stadtteil von Colombo, sitzen zwei Schwestern vom katholischen Orden der Schwestern des Guten Hirten aus Wattala in diesen harten Stunden mit der Familie zusammen. Sie hören sich ihre Geschichte an, ich mitten unter ihnen, den Tränen oft sehr nahe, mich ständig fragend, was die Verantwortlichen in Deutschland dazu brachte, dieser Familie das Leben auf so abartige Weise unter den Füßen wegzureißen. Ich konnte die Schwestern auf das Schicksal dieser Menschen aufmerksam machen, da ich momentan bis zum 12. Februar ein Auslandssemester im Rahmen meines Sozialarbeitsstudiums in einer ihrer Institutionen absolviere, ein Zufall also, dass diese Hilfe möglich ist. In Deutschland haben die Verantwortlichen des Kreises Warendorf dem Fall der Familie auch hinter verschlossener Tür eine unzureichende Behandlung zukommen lassen, Menaka Thadchanamoorthy berichtet mir: "Der Beamte vom Ausländeramt sagte uns, dass die Situation in Sri Lanka jetzt nicht mehr schlimm ist. Als ich ihm das Gegenteil erklärte und ihn darum bat, sich im Internet die schrecklichen Bilder des Krieges anzusehen, sagte er es sei egal in Colombo wären wir ja sicher". Ich war schockiertn als ich von solch platter Lüge erfuhr, mit der man versucht hatte diese Menschen von offizieller Seite abzuspeisen.
Am Flughafen in Frankfurt wurde Menaka von einem Arzt bezüglich ihrer von der Uniklinik Münster bescheinigten Reiseunfähigkeit und schwerer Krankheit untersucht: "Ich sagte, dass ich schreckliche Kopf- und Unterleibsschmerzen habe, dass mein Blutdruck verrückt spielt und ich Atemnot habe, auf Grund der ganzen Aufregung. Der Arzt sagte nur, dass da nichts ist", so die Warendorferin unter Tränen."Immer wieder fragen die Kinder, wann sie endlich in ihren Marienkindergarten gehen werden oder wann unser Sohn wieder in die Astrid-Lindgren-Schule geht, zu seinen Freunden, wann dieser schreckliche Urlaub vorbei ist. Sie weinen den ganzen Tag. Was soll ich ihnen denn nur sagen?", erklärt der Vater traurig, der seinen Kindern so gerne hoffnungsvolle Worte geben würde. Die Kinder sehen die Schwestern an und erzählen in gebrochenem Tamil von der schönen Stadt, in der sie einst eine Wohnung hatten, Freunde, die am Nachmittag zum Spielen kamen und dem leckeren Essen. All das vermissen sie in Sri Lanka. In diesen Straßen erscheint alles fremd, in der sie von den Passanten stumm beäugt werden. Der Müll liegt überall am Straßenrand und in ihrem Zimmer tummeln sich besonders abends Kakerlaken, die sanitären Anlangen lösen nicht nur in den Kindern Gefühle des Ekels hervor. Eine komplett fremde Umgebung umgibt die Warendorfer Familie, die sich augenscheinlich nicht an ihre Zwangsheimat gewöhnen kann.

Mit Hilfe der Schwestern und der Unterstützung von Amnesty International Warendorf, versuchen wir die Zukunftsängste der Familie aufzugreifen und zu helfen, wo wir können. Mit Hilfe der Schwestern, die durch ihre soziale Arbeit in Sri Lanka sehr vernetzt arbeiten können, werden wir versuchen in den nächsten Tagen eine Registrierung der Familie bei den Behörden erwirken. "Gerade in der momentan angespannten Situation ist es für Tamilen sehr gefährlich, jeder Schritt muss gut überlegt sein. Die Familie braucht eine formale Sicherheit", so die Schwestern. In Sri Lankas Straßen herrscht das Misstrauen, ich habe es selbst am eigenen Leibe erfahren, wie ausgiebig hier die Kontrollen von Bürgern durch das Militär durchgeführt werden. Die Familie hat zwar ein Visum, doch keine Personalausweise und somit keine offiziell bestätigte Identität auf Sri Lanka. Gerät die Familie so in eine Polizeikontrolle, droht ihnen ein ungewisses Schicksal. "Wer sich in diesen Tagen des Krieges nicht ausreichend ausweisen kann ist verloren. Wir haben schon oft von plötzlich verschwundenen Familien erfahren, die nie wieder auftauchten und von brutalen Tötungen", so die Schwestern. Das erste Ziel ist also die Beschaffung eines vorläufigen Schreibens, das besagt, dass die Familie einen von srilankischer Seite bestätigten Aufenthalt hat und somit keinerlei Verbindungen zu terroristischen Aktivitäten der LTTE bestehen. Bis dieser Schritt getan ist, fristen die Warendorfer ein Leben wie in einem Käfig, denn viel Bewegung auf den Straßen ist ohne ID zu riskant. Um die Familie möglichst schell in gesicherte Wohnverhältnisse zu bringen, versuchen die Schwestern durch die Aktivierung ihrer Kontakte auch mit Hilfe von Privatleuten eine Wohnung zu beschaffen, nach Möglichkeit in Kotahena, das ein tamilisches Wohngebiet ist und somit eine sicherere Umgebung darstellt. "Wenn die Situation wie vor ein paar Tagen in Galle irgendwo erneut eskaliert, als Hetzjagden von Tamilen die Folge waren, kann dies erneut in den jeweiligen Gebieten geschehen. Hier ist die Familie im Kreise ihrer Ethnie", erklärt eine Schwester. "In diesem Bungalow können wir nicht bleiben, wir zahlen hier monatlich zu viel und unser Geld ist in Deutschland", so der Familienvater. Weitere Hilfsschritte werden die Lebensorganisation der Familie betreffen. Plätze in Kindergärten und in einer Jungenschule sowie die Organisation von Beschäftigungen für die Familie müssen folgen. Wir werden versuchen die Familie aktiv zu begleiten und sie regelmäßig besuchen sowie in telefonischem Kontakt zu bleiben. "Alle Schritte müssen wohl überlegt aufeinander folgen, das kostet viel Zeit. Allein die Kinder dieser ungewohnten Kultur anzupassen ist ein langwieriger und im schlimmsten Falle traumatischer Prozess. Allein das gewohnte Schulleben des Erstklässlers wird es hier nicht mehr geben. Er muss in eine reine Jungenschule, wird richtig Tamil lernen müssen, denn mit seiner gewohnten deutschen Sprache wird er her nicht weit kommen. Auch für das junge Mädchen wird der Kontakt zu den Kindern im Kindergarten schwer aufzubauen sein, da auch sie nicht ausreichend Tamil spricht, die Familie scheint wahrlich aus ihrem Leben gerissen. Menschen mit Macht machen sich die Folgen ihres Handelns meist nicht klar, sie haben oft kein Herz, das ist leider die bittere Realität,", äußern die Schwestern mir gegenüber schockiert. Wir waren an diesem Nachmittag Teil einer Familientragödie. Auch wenn es in diesem Fall Mittel und Wege zu geben scheint im Gröbsten zu helfen, so sollten die Warendorfer Behörden und auch das Bundesamt sich eines es klar machen: Ich erlebe live mit, wie schwierig es ist, einen so plötzlichen, unvorbereiteten Aufenthalt in einem fremden Land zu organisieren, ohne Unterstützung von Außen, ein Ding der Unmöglichkeit. Dass hier solch organisierte Hilfe geschieht, wie in solchen Abschiebetragödien erforderlich wäre, um eine Familie vor einem fatalen Ende zu bewahren, ist nur ein glücklicher Zufall. Nicht in jedem Land bestehen zufällig Verbindungen zu Deutschland sowie zu christlichen Organisationen, die vernetzt agieren können, um solche menschlichen und politischen Verfehlungen wie die Ihrigen auszubaden!
All Sie, die doch selbst wahrscheinlich Familien haben: Ich frage Sie also: "Haben Sie sich eigentlich annähernd klar gemacht was für ein menschliches Desaster Sie verschuldet haben?" Sie haben meiner Meinung nach an diesem Beispiel ihre Unfähigkeit zu menschlichem Handeln gezeigt. Wenn ein Asylverfahren fast vierzehn Jahre andauert, was ohnehin unmenschlich ist, so hätten Sie das Verfahren auch noch ein paar Wochen länger hinauszögern können, bis das neue Gesetz zur Altfallregelung, wozu die Familie gehört hätte, das Problem voraussichtlich im November gelöst hätte. Hätte man Amnesty um Hilfe gebeten, so hätte man sicherlich auch ausreichend Arbeit für den Vater gefunden, Herr Besselmann war ja auch bereit ihn einzustellen. Ich träume von Verantwortlichen, die sagen: Ich stelle mein Gewissen über Vorschriften und Gesetze ­ ich schiebe niemanden in eine ungewisse Zukunft ab und schon gar nicht Kinder, die in Deutschland geboren sind. Würde einer damit anfangen, dann könnten andere Verantwortliche folgen. Solche Politiker fehlen uns. Hätten wir solche Politiker, dann würden junge Menschen auch wieder mehr Vertrauen finden und sich für die Politik interessieren. Dies ist meine Meinung. Für mich ist eines klar, als ich am heutigen Tage diese ausgemergelten Gestalten getroffen habe: Die Verantwortlichen haben fünf Menschenleben auf dem Gewissen. Denn egal, wie wir hier helfen können. Die Kinder werden traumatisiert bleiben. Würde ich Geld haben, ich würde die Familie nach Deutschland zurückholen und einen Musterprozess auf Bundesebene anstreben. Ich versichere, ich würde kämpfen und kämpfen, damit solche Unmenschlichkeit nicht mehr geschieht.

Nina Wiengarten, Sri Lanka


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