24 h ohne Residenzpflicht... Demo in Berlin...


24 h ohne Residenzpflicht... Demo in Berlin...

18. Juli in Berlin: Erste Demo "Schwarzer und Deutscher" gegen Rassismus in Berlin
Der 18. Juli 2009 wird in die Geschichte Deutschlands eingehen. Erstmals wollen Schwarze und Deutsche in der Bundesrepublik gemeinsam gegen Rassismus auf die Straße gehen. Die Initiative geht auf den Rapper Tibor Sturm (Quiet Storm) zurück, der im 20. Jahr des Mauerfalls ein Zeichen setzen will - damit auch die unsichtbare Mauer des Rassismus in Deutschland endlich fällt. Symbolisch soll die Demonstration entlang des längsten Berliner Mauerrests an der East Side Gallery führen. Damit auch Asylbewerber in Deutschland an der Aktion teilnehmen können, soll die "Residenzpflicht", die den Bewegungsradius von Flüchtlingen auf unmenschliche Weise eingrenzt, am 18. Juli für 24 Stunden ausgesetzt werden. Ziel sei, sie ganz abzuschaffen. Anmeldungen, so Tibor Sturm, "gibt es im Minutentakt".

Von Holger Kulick

Vorbild ist für Tibor Sturm der "Million Man March" vom 16. Oktober 1995 in Washington, als es darum ging, der Öffentlichkeit ein anderes, vielschichtiges Bild Schwarzer in den USA zu zeigen, als es durch rassistische Klischees und Vorurteile geprägt war. Dies will auch Tibor Sturm: "Zeigen, wie viele und wie vielseitig wir sind, deutlich machen, worunter wir leiden und eintreten für eine wirklich offene Gesellschaft". Denn Schwarze in Deutschland "sind genauso ein Teil der Gesellschaft wie alle anderen".

Foto: Impression vom "Million Man March", Washington im Oktober 1995. Quelle: Wikipedia

Tibor Sturm stellte seine Idee am Donnerstag bei MUT und in der Amadeu Antonio Stiftung vor, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. "Jeder hat einen Traum, den er verwirklichen möchte", sagte Sturm. Er drücke seine Träume in Songs aus, dieser Traum aber sei an der Zeit, auch in die Wirklichkeit umgesetzt zu werden. So heißt es im Refrain seiner neuesten Komposition:

"Wir sind das, was ihr Nazis gar nicht wollt / Doch wir bleiben, denn wir sind Teil des Volks / Unsere Farbe ist die ERSTE vor Rot und Gold / Wir sind Schwarz und Deutsch - Schwarz und Stolz".

Die Hymne einer neuen Bewegung? Warum nicht, sagt Sturm. In dem Songtext, der sich direkt an Neonazis richtet, die ihn 2005 bei einem gemeinschaftlichen Überfall erschlagen wollten und heute noch mit Drohbriefen eindecken (siehe auch MUT vom 16.3. <
http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/rechtsblog/tibors-freilassung-und-die-angst-danach/> 2009), heißt es auch:

"Ich bin wer ich bin und bleib wer ich bleibe / Und das so lang bis ich von dieser Welt scheide / Schreibt euch auf die Fahnen: Ihr könnt sagen was ihr wollt / Ich bin nicht zu schlagen und darauf bin ich stolz / Und diesen Stolz, den kann mir niemand nehmen / Komm erzähl mir was von 'Volk', ich bin Teil des deutschen Lebens".



Tibor Sturm zu Besuch in der MUT-Redaktion (Foto: Kulick)

Der Rapper aus dem Kreis der Brothers Keepers ("Yes I am") will nicht nur deutlich machen, dass Schwarze in Deutschland längst keine Minderheit mehr sind und endlich Gleichberechtigung und Respekt verdienen, sondern sich auch für diejenigen einsetzen, die als Flüchtlinge in Deutschland deprimierend entrechtet leben müssen. Dazu gehört für ihn als ein Ziel die Abschaffung der Residenzpflicht für Asybewerber, die sich nicht aus dem Einzugsgebiet ihrer Unterkunft wegbewegen dürfen, und so kaum eine Chance haben, gleichberechtigt unter Menschen leben und fair eine Existenz aufbauen zu können. Symbolisch werde sie am 18.07. bundesweit für 24 Stunden ausgesetzt, so Tibor Sturm, um allen Betroffenen die Teilnahme an der Aktion in Berlin zu gewährleisten.

Die Demonstration Schwarzer und Deutscher am 18.07. wird mit einem Videodreh gekoppelt, um Tibor Sturms oben zitierten Song auch im Bild zur starken Hymne der neuen Bewegung zu machen. Auch folgende Zeilen, gerichtet an Rechtsextreme und Rassisten, gehören dazu:

"Hier ist das was ihr Spinner nicht hören wollt / Ganz egal wie oft ihr uns zerstören wollt / Unsere Farbe bleibt die erste vor Rot und Gold / Wir sind Schwarz und Deutsch - Schwarz und Stolz".

Anmeldungen zähle er auf seiner Homepage "derzeit im Minutentakt", berichtet Surm bei einem Besuch am Donnerstag in der MUT-Redaktion. Als bislang ältester Teilnehmer habe sich sogar der 84-jährige erste afrodeutsche Schauspieler Theodor Wonja Michael gemeldet, dem die Nazis aufgrund seiner Hautfarbe eine Ausbildung versagten. "Und wenn wir am Ende auch nur 1000 sind", so Sturm, "es wird ein großer und wichtiger Tag".

Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit zu der geplanten Aktion am - nunmehr steht das Datum fest - Samstag, dem 18.7. 2009, finden sich auf einer eigenen Website des Initiatoren:
www.schwarz-und-deutsch.net .
Treff wird am Ostbahnhof in Berlin sein.

Mehr über Tibor Sturm bei MUT.


www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Titelfoto: Impression bei einem Fussballturnier in Berlin-Mitte (Kulick).

24.04.2009


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