PRESSEMITTEILUNG
17. 05. 2008
http://thevoiceforum.org/node/819

Brutaler Polizeieinsatz gegen nigerianische Flüchtlingskinder in Treuen
(Sachsen)
Polizei schiebt Kinder in Handschellen aus dem Kinderheim ins
Flüchtlingslager ab

Bundesweites Netzwerk der Karawane
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
c/o Internationales Zentrum B5, Brigittenstraße 5, 20359 Hamburg,
Tel.: 040 43189037, E-Mail: free2move@nadir.org


PRESSEMITTEILUNG
17. 05. 2008
http://thevoiceforum.org/node/819

Brutaler Polizeieinsatz gegen nigerianische Flüchtlingskinder in Treuen
(Sachsen)
Polizei schiebt Kinder in Handschellen aus dem Kinderheim ins
Flüchtlingslager ab


Unter Einsatz von physischer Gewalt wurden die drei Mädchen Sophia (14),
Sandra (13) und Sonja (8) Omoroghomwan am Freitag, 16. Mai 2008 von der
Polizei aus dem AWO Kinder- und Jugendwohnhaus in Treuen
(Vogtlandkreis/Sachsen) in das abgeschiedene Flüchtlingslager im Wald bei
Posseck (ebenfalls Vogtlandkreis) zurückgeschoben.

Die drei Mädchen aus Nigeria hatten letztes Wochenende aus eigenem
Entschluss das Kinderheim in Treuen in der Nähe von Plauen aufgesucht,
weil sie das Leben in der Isolation nicht mehr ertragen konnten. Sie waren
in dem Heim freundlich aufgenommen worden und fühlten sich dort wohl.
Obwohl sie dort getrennt von ihrer Mutter Claudia leben mussten, wollten
sie bleiben, weil sie die Lebensbedingungen in Posseck nicht mehr ertragen
konnten.

Am vergangenen Freitag wurden sie im Beisein einer Vertreterin des
Jugendamtes mit Hilfe der Polizei gezwungen, in das Lager in Posseck
zurückzukehren. Die Mädchen wurden vom Heimpersonal am Morgen darüber
informiert, dass sie zurück nach Posseck sollen. Als die Mädchen sich
weigerten, verständigte die Vertreterin des Jugendamts die Polizei.
Insgesamt wurden für den Einsatz vier Polizeiwagen angefordert. Erschreckt
und verängstigt versuchten die Kinder davon zu laufen. Dabei wurden sie
von einem Polizeiwagen verfolgt. Als die jüngste, Sonja, gefasst wurde,
entschloss sich die älteste Schwester, Sophia, mit ihr zusammen
zurückzubleiben. Beide wurden in ein Zimmer gesperrt. Während Sandra
weiter zu fliehen versuchte, verlangte die Frau vom Jugendamt den Einsatz
von mehr Polizei. Als Sandra schließlich gefasst wurde, legte man sie in
Handschellen und schleifte sie über den Boden. Auch an den Beinen wurde
sie gefesselt. Nach Aussage ihrer Schwestern war Sandra völlig außer sich
und schrie.

Die Kinder sahen sich Beschimpfungen durch die Anwesenden ausgesetzt. Sie
vernahmen die Worte "blöde Kuh", "Schwarze", "verrückt". Die Vertreterin
des Jugendamtes hörten sie sagen, sie hätten keine Chance.

Die beiden jüngeren Mädchen Sandra (13) und Sonja (8) wurden in
Handschellen aneinander gekettet, Sophia wurden die Hände auf dem Rücken
gefesselt. Die Kinder gaben an, von der Polizei gezerrt und gezogen worden
zu sein, wobei keine Rücksicht darauf genommen wurde, dass sie gefesselt
waren und dass sie über Schmerzen klagten. Sophia sagte aus, dass man
ihnen einfach nicht zugehört hätte. Die Handschellen hinterließen
sichtbare und schmerzhafte Spuren an den Handgelenken. Gefesselt wurden
sie ins Auto geschubst und in das Flüchtlingslager verfrachtet, immer noch
gefesselt wurden sie dort wieder aus dem Auto gezerrt und in ihr Zimmer im
Heim gebracht.

Die Mutter war über die Maßnahme nicht in Kenntnis gesetzt worden. Als die
Kinder im Heim ankamen, war sie außer sich darüber, was man ihren Kindern
angetan hat. Die Kinder selbst stehen unter Schock und klagen über
Schmerzen.

Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen und The VOICE
Refugee Forum protestieren scharf gegen diesen Akt behördlicher und
polizeilicher Gewalt. Mit dem Polizeieinsatz als Reaktion auf den
Hilfeschrei der drei Mädchen nach einem Leben außerhalb des Lagers und mit
sozialen Kontakten hat das Jugendamt sich in jeglicher Hinsicht
diskreditiert und seinen Auftrag, das Wohl der Kinder zu schützen ins
Gegenteil verkehrt. Unser Protest richtet sich deshalb auch insbesondere
gegen die Haltung des Jugendamts. Laut Beschluss des Familiengerichts
Plauen hat das Jugendamt eine Ergänzungspflegschaft für die drei älteren
Mädchen inne, für die Claudia Omoroghomwan nach dem Verkehrstod ihres
Bruders und ihrer Schwägerin, der leiblichen Eltern, gemeinsam mit der vor
zwei Jahren ebenfalls verstorbenen Großmutter die Sorge übernommen hat.
Seit dem Beschluss wird Frau Omoroghomwan das Recht abgesprochen, über die
Kinder zu entscheiden. Dass das Jugendamt als "Ergänzungspfleger" nur zum
Besten der Kinder da ist, wurde durch diese Vorgehensweise eindeutig
widerlegt. Die Suche nach Schutz vor den menschenunwürdigen
Lebensbedingungen im Wald bei Posseck wurde vom Jugendamt nicht ernst
genommen, stattdessen wurde physische Gewalt als Mittel gutgeheißen, um
die Kinder dorthin zurück zu zwingen, wo ihnen der psychische Druck und
die Isolation den Lebensmut nimmt.

Frau Omoroghomwan und ihre Kinder sind verzweifelt angesichts dieser Art
von Verfolgung durch die deutschen Behörden. Frau Omoroghomwan hatte
bereits wiederholte Male ohne Erfolg versucht, einen Umzug in eine normale
Wohnung in eine Stadt genehmigt zu bekommen. Nach dem jüngsten Vorfall ist
ein Weiterleben in Posseck und im Vogtlandkreis nicht mehr möglich.

Das Karawanenetzwerk und The VOICE Refugee Forum unterstützen die
Forderung Frau Omoroghomwans nach einer sofortigen Umverteilung nach
Halle, wo die Familie durch den Anschluss an religiöse Gemeinschaften und
die afrikanische Kultur ihre soziale Isolation überwinden kann.
Wir rufen alle Kinderschutz- und Menschenrechtsorganisationen auf, sich in
Absprache mit uns für den Schutz, die Gesundheit und eine menschenwürdige
Lebenssituation der Familie einzusetzen.

Wir appellieren an das Bundesamt für Migration, unverzüglich eine
Entscheidung über das Asylgesuch der jüngsten Tochter Dammiana zu treffen,
die ihr den nötigen Schutz vor der drohenden Beschneidung gewährt, den ihr
Heimatland Nigeria nicht bietet.

weitere Informationen unter:
http://www.thevoiceforum.org/node/796
Telefon: 0170-87 88 124


Polizei schiebt Kinder in Handschellen aus dem Kinderheim ins Flüchtlingslager ab.pdf

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