Erklärung der Bewohner und Bewohnerinnen der Flüchtlingsunterkunft in Nördlingen

Erklärung Flüchtlingsunterkunft Nördlingen

Menschen Recht für alle!!
(200 Jahre Bayerische Verfassung)

Erklärung der Bewohner und Bewohnerinnen der Flüchtlingsunterkunft in
Nördlingen


Zur Situation der Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft Nördlingen.


Es leben ca. 60-70 Menschen im Heim (3 Stockwerke).Frauen Männer und
Familien
mit Kindern. Die Bewohner leben teilweise seit mehr als zehn Jahren und
kommen
aus Asien, Osteuropa, Südamerika und Afrika. Wir leben von Sachleistungen
und
Taschengeld.

Teilweise sind vier bis zur sechs Personen in eine ca.12qm Zimmer
untergebracht,
obwohl gleichzeitig Zimmer leer stehen. Manchmal sind Menschen mit
kulturellen
oder politischen Konflikten bzw. deren Herkunftsländer politische Konflikte
miteinander haben, gezwungen, im gleichen Zimmer zu wohnen.

Frauen, Männer und Kinder müssen sich das gleiche Bad und die gleiche
Toilette
teilen. Es gibt keine Privatsphäre. Auf jedem Gang gibt es eine Dusche mit
Stehtoilette und eine Sitztoilette. Im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk
sind
jeweils die Sitztoiletten von der Heimleitung abgesperrt. Die im Erdgeschoss
wird vom Heimleiter privat genützt. Es müssen sich daher ca.15 Männer und
Frauen die Stehtoilette in der Dusche teilen.

Es gibt lediglich zwei Waschmaschinen und einen Trockner für alle Bewohner.
Seit
einem Beschluss der Heimleitung sind sie nur noch von Montag bis Donnerstag
von
8:00 Uhr bis15:30 Uhr und an Freitagen von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr
zugänglich.
Die Maschinen sind in dieser Zeit ständig belegt und es ist schwierig,
überhaupt eine Gelegenheit zum Waschen zu finden, Leute die arbeiten gehen,
sind zudem zu den Waschzeiten nie in der Unterkunft. Es kommt öfters vor,
dass
Bewohner eine laufende, volle Maschine anhalten und die unfertige, fremde
Wäsche rausnehmen, nur um auch einmal die eigene Wäsche waschen zu können.
Andere waschen per Hand in der Dusche, so dass die einzige Toilette und
Dusche
für eine Weile blockiert wird. Der hygienische Zustand ist miserabel.
Warmwasser wird um ca. 22:00 Uhr abgestellt.

Die Leistungen.

Taschengeld:

Grundsätzlich stehen jedem Erwachsenen 40.00 Euro Taschengeld im Monat zu,
das
aber nicht alle bekommen.

Sachleistungen

Nahrungsmittel

Zweimal pro Woche erhalten wir ein Essenpaket (Tüte). Zuvor dürfen wir auf
einer
Liste aus einem begrenzten Angebot an Lebensmitteln auswählen. Es ist uns
fast
unmöglich das zu kochen, was wir möchten oder was wir gewohnt sind. Darüber
hinaus ist die Qualität des Essens immer wieder schlecht: das Obst und
Gemüse
ist beispielsweise bereits verdorben (verschimmelt), ungenießbares Fleisch
oder
auch für Gläubige gibt es keine auswählbare Angebote. Manchmal fällt die
Essensausgabe unerwartet aus und wir müssen bis zum nächsten Tag abwarten.

einmalige Leistungen:*

Eine erwachsene Person bekommt jeweils eine Gabel, ein Esslöffel, ein
Teelöffel,
eine Tasse, eine Wasserkanne(zum Teekochen) und einen Teller. Bettwäsche:
eine
gebrauchte Decke und ein Betttuch. Kopfkissen sind eine Luxus nur für
Bevorzugte. Was öfter passiert ist, während man seine Bettwäsche in der
Waschmaschine lässt, läuft die Waschzeit ab, und der Kellerraum wird
abgesperrt. Da man keine weitere Bettwäsche hat muss man ohne sie schlafen.

* Diese Leistungen bekommen wir nur einmal bei der Anmeldung in der
Unterkunft
und sie werden nicht erneuert, auch wenn man mehrere Jahre in der Unterkunft
lebt.

Bekleidung.

Einmal in halben Jahr an einem Tag (von ca.10:00 Uhr bis 14:00 Uhr) ist die
so
genannte "Einladung zur Bekleidung" (einem Flohmarkt ähnlich) vorgesehen.
Nur
an diesem Tag dürfen wir, in dafür angemieteten Räumen, mit einem
"Einladungsschein" für bestimmte Beträge (ca. 90,00 Euro bis 140,00 Euro pro
erwachsene Person.) Kleidung abholen. Die Kleidung ist verhältnismäßig teuer
(im vergleich zu Kleidung aus Billigsupermärkten) und von schlechter
Qualität.
Es sind nicht alle Größen vorhanden und Umtausch oder Erstattung ist nicht
möglich.

Eigentlich stehen uns ca. 307,00 Euro?im Jahr (pro Erwachsene) für
Bekleidung
zu. Da die "Einladungen" jedoch unregelmäßig erfolgen und die Gutscheine
über
ständig wechselnde Beträge ausgestellt sind, bekommen wir weniger als die
uns
zustehende Summe. Wenn der Termin nicht wahrgenommen werden kann, zum
Beispiel
im Krankheitsfall, dann gibt es kein Ausweichtermin, d. h. der Betroffene
erhält keine Kleidung für den Zeitraum.

Hygieneartikel:

Laut der Heimleitung, sollen wir alle drei Monate Hygieneartikel erhalten.
Ein
Mann bekommt, zwei Rollen Toilettenpapier, eine Zahnbürste, zwei Tuben
Zahnpasta, 15 Einwegrasierer, eine Dose Rasierschaum, zwei Stück Seife, ein
Deoroller, eine Dose Hautcreme, einen Schwamm, zwei Flaschen Shampoo, eine
Flasche Spülmittel und zwölf Packungen Taschentücher. Einmal in sechs
Monaten:
eine Packung Waschpulver (20WL) d.h. 20 Anwendungen für sechs Monate!! Auch
Hier verschieben sich die Ausgabetermine, teilweise warten wir bis zur vier
Monate oder länger bis zur nächsten Ausgabe und es fehlen immer wieder
Artikel.

Ärztliche Versorgung:

Wir haben kein Recht auf eine Krankenversicherung, benötigen daher für jeden
Arztbesuch einen Krankenschein, der beim Landratsamt, Donau-Ries,
Asylleistungsstelle in Donauwörth telefonisch beantragt werden muss. Dieser
wird dann per Post zugeschickt - was in der Regel zwei bis drei Tage dauert,
manchmal auch länger. Selbst im Notfall dürfen wir nicht einfach zum Arzt
gehen. Grundsätzlich ist es für uns ein Problem, ohne vorheriger
Terminabsprache, sofort nach Donauwörth zu fahren und einen Krankenschein
abzuholen und auch die Fahrt kostet uns ca.10,00 Euro.

Obwohl auf dem Krankenschein deutlich steht dass "Kein Mitglied der
gesetzlichen. Krankenversicherung deswegen keine Zuzahlung", werden uns
immer
wieder gebührenpflichtige Rezepte ausgestellt und erst nach einigen
Telefonaten oder Mails aber auch nach Streit wird das korrigiert.

Privatsphäre:

Post:
Die Post wird dem Heimleiter zugestellt und muss bei ihm abgeholt werden.
Dabei
kommt es immer wieder vor, dass private Briefe bereits geöffnet und
verspätet
herausgegeben werden. (auch Behördenpost!) Wir haben festgestellt, dass
sogar
eine Kameraüberwachung stattgefunden hat (Im Flur Haupteingang). Die Kamera
wurde entfernt, nachdem sie von uns entdeckt wurde. Es kommt vor, dass die
Zimmer der Bewohner in deren Abwesenheit durchsucht werden.

Ausländer Behörde:

Landratsamt Donauwörth

Jeder Besuch außerhalb des Landkreises Donau-Ries muss von Der
Ausländerbehörde
gestattet werden. Die Besuchserlaubnis kostet uns momentan 12,00 Euro. Diese
muss man auch telefonisch beantragen und alle möglichen Fragen beantworten,
dass man sie überhaupt bekommt. Es fehlt auch an menschlicher Behandlung
durch
die Behörde. Die Vorgehensweise unterscheiden sich von Person zu Person und
aber die Praxis im in Landkreis Donau-Ries unterscheidet sich deutlich von
der,
der benachbarten Landkreise.

Wir werden von der Behörde bewusst kriminalisiert und mit allen möglichen
Mitteln ausgegrenzt und eingeengt. Zum Beispiel werden Christen die wegen
Ihre
Religion verfolgt wurden und als Flüchtlinge rechtskräftig anerkannt sind,
gezwungen einen Fragebogen auszufüllen ob sie mit internationalen
Islamischen-Terror-Organisationen Verbindungen haben, ob sie diese
unterstützen
oder so ähnlich. Das passiert nur hier und nirgendwo sonst in Deutschland!
Jede
Nachfrage warum, bedeutet eine Verzögerung der Ausstellung einer
Aufenthaltserlaubnis und es gibt auch den Fall, bei dem trotz eines
Rechtsanspruches auf eine Aufenthaltserlaubnis nur eine Duldung ausgestellt
wurde. (Der Inhaber ist sogar als Ausreisepflichtig vermerkt!!)

Zusammenfassung:

Wir erfahren eine Reglementierung in sämtlichen Lebensbereichen. Wir haben
keinerlei freie Auswahlmöglichkeiten, was Essen, Kleidung, Wohnen usw.
betrifft. Es ist uns unmöglich unser Leben selbst zu bestimmen und
selbständig
zu gestalten.

Alle Leistungen, die eigentlich unsere Grundversorgung sind, werden auch als
Druckmittel eingesetzt und werden auch unausreichend und unregelmäßig
ausgegeben.
- Manche von uns bekommen kein Taschengeld, keine Einladungen zur
Bekleidung
und das seit Jahren.
- Essensausgabe manchmal nur nach der Verrichtung einer Zwangsarbeit in der
GU.(
Putzen draußen und drinnen)

Uns fehlt auch eine vertrauenswürdige Beratungsstelle, an die wir uns mit
unseren alltägliche Probleme wenden können. Stattdessen bekommen wir von
allen
Stellen deutlich vermittelt dass wir nicht erwünscht sind.


In der Vergangenheit hat die Ausländerbehörde Medienberichte benutzt, die
Vorurteile bestätigt haben und dadurch immer wieder versucht Schuld auf uns
zu
schieben. Was aber fern von der Wahrheit ist und überhaupt nichts mit
Tatsachen
zu tun hat. Dass rechtfertigt auch nicht, dass wir anders als Flüchtlinge
anderswo in Deutschland behandelt werden müssen.

Wir sind nicht schuldig nur weil wir in Landkreis Donau-Ries sind und nicht
in
einem anderen Landkreis. Allein die Tatsache dass unsere ?Schicksale? (was
u.
a. Arbeitserlaubnis, Aufenthaltsbeschränkung, Teilnahme an Sprachkursen, usw
betrifft) vor Ort bestimmt werden, belegt dass, hier herrscht eine besondere
Interesse die eine solche Vorgehensweise bewilligt oder zu mindest duldet.

Außerdem, hier geht es nicht ums Bleiberecht. Wir sind Menschen und haben
Bedürfnisse wie jeder andere Mensch. unabhängig von: wie lang wir hier sind
oder woher wir stammen und welche Hautfarbe wir haben. Wir wollen
menschlich
(nach internationalen Menschenrechtslinien) behandelt werden. Unsere Würde
ist
unantastbar!! Jedoch sie wird es. Durch jede Entscheidung die einseitig
gegen
uns getroffen wird sind wir gezwungen zum Teil für Jahre unter
menschenunwürdige Verhältnisse zu leben. Mehrere von uns trauen sich nicht
darüber zu reden, weil sie glauben, dass wir immer die Schuldigen sind und
wir
kein Recht erfahren. Sie haben auch keine Hoffnung auf eine Besserung. Wir
leben in auf einer "Insel" wo nur Angst herrscht! Vorurteile sind allen
bekannt. Manche die es gewagt haben zu klagen werden bedroht, verlegt,
inhaftiert und sind so oder so nicht mehr da.

Forderungen:

Ob wir für einen Tag oder mehr bleiben müssen, gilt dass Motto Menschen
Recht
für alle und ohne Ausnahme!!

Die meisten Erfahrungen sind nur hier passiert und nicht allgemein,
Bayernweit
oder bundesweit.
Wir leiden unter diesem Zustand, wir fühlen uns ausgesondert, bestraft, und
wollen endlich befreit werden.

Darum fordern wir:

1. Geldauszahlung statt Sachleistungen. Stoppt den Missbrauch von
Grundleistungen als Druckmittel, der uns unsere Würde und das Recht und die
Freiheit auf Selbstbestimmung nimmt.
2. Krankenscheine müssen schneller zur Verfügung stehen. Wir wollen, eine
Anlaufstelle vor Ort.
3. Information von Ärzten und Praxis-Mitarbeitern über unsre Situation.
4. Die Privatsphäre muss geschützt bleiben.
5. Das Verfahren der Briefzustellung muss geändert werden.
6. Wir brauchen einen vertrauenswürdigen AnsprechspartnerIn, (
SozialarbeiterIn)
der/die uns unterstützend und beratend zur Seite steht.

Und als beste Lösung für alle Probleme gilt nur,

Schließung der GU in Nördlingen und ein menschlicher Umgang der Behörden.

Spenden für Hier Geblieben!

Bitte unterstützt Hier Geblieben! auch finanziell mit einer Spende auf das Konto vom Flüchtlingsrat Berlin:

Stichwort : Bleiberecht!

Flüchtlingsrat Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 100 205 00
Konto 311 68 03

Für eine Spendebescheinigungen bitte eine Mail an:
buero@fluechtlingsrat-berlin.de



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