Über 200 Flüchtlinge aus Bayern im Streik - drittes Lager in Augsburg
schließt sich an
Pressemitteilung, 24. März 2010
Ein weiteres Lager in Augsburg im Essenspaketeboykott
*Allein in Augsburg über 120 Flüchtlinge im Streik -- bayernweit
über 200*
Heute, am 24.03.2010, haben sich in der Schülerstraße 4 in Augsburg
weitere 38 BewohnerInnen dem Essenspaketeboykott angeschlossen. In der
Schülerstraße wohnen hauptsächlich Familien. Die meisten
LagerbewohnerInnen und Boykottbeteiligten kommen aus Afghanistan und
verschiedenen
afrikanischen Ländern. Damit boykottieren allein in den drei
Augsburger Flüchtlingslager Calmbergerstraße, Schülerstr. und
Neusässer Straße (ehemalige Flak-Kaserne) insgesamt 126 BewohnerInnen
die Annahme der Essenspakete. Sie schließen sich damit dem
Flüchtlingsstreik an, mit dem seit dem 26. Januar immer mehr
BewohnerInnen bayerischer Flüchtlingslager gegen ihre unerträglichen
Lebensbedingungen protestieren. Damit beteiligen sich über 200
Flüchtlinge in 10 Lagern in Augsburg, Bogen, Regensburg, Aholfing,
Passau, Hauzenberg und Breitenberg. Die zentralen Forderungen bleiben:
"Bargeld statt Essenspakete, weg mit der Residenzpflicht, generelle
Arbeitserlaubnis, Abschaffung der Lagerpflicht und Respekt von den
Verantwortlichen in Ausländerbehörden, Landratsämtern und im
Innenministerium."
Neben der Mangelversorgung mit Essenspaketen kritisieren die
Flüchtlinge in der Schülerstr. insbesondere die unhaltbare Situation
für die Kinder. "Es ist eine ungeheuere Belastung mit den Kindern auf
so engem Raum im Lager leben zu müssen.", bringt eine Bewohnerin ihren
Unmut zum Ausdruck.
Auch die anvisierte Neuregelung der Residenzpflicht bleibt in der
Kritik: "Damit können wir nicht einmal nach München oder in andere
nahe Orte fahren, ohne dass wir eine Strafe riskieren. Ständig werden
wir von der Polizei kontrolliert, ständig bekommen wir Bußgelder und
Anzeigen, ohne dass wir etwas verbrochen haben".
Da gleichzeitig die Verhandlungen über die Zukunft der
Flüchtlingsunterbringung vom Sozialausschuss zum Koalitionsausschuss
verlegt, und damit den Fachreferenten entzogen wurde, mahnt Stefan
Klingbeil vom Bayerischen Flüchtlingsrat: "Mit Kosmetik ist es jetzt
nicht getan. Wir fordern den Koalitionsausschuss auf, den Lagerzwang
abzuschaffen, die Auszahlung von Bargeld anstelle von Sachleistungen
festzulegen, die Residenzpflicht auf ganz Bayern auszuweiten und sich
für die unbürokratische Erteilung von Arbeitserlaubnissen einzusetzen.
Nur so kann die längst überfällige Wende im Sinne der Menschenwürde
von Flüchtlingen eingeläutet werden."
*Flüchtlinge aus der Schülerstr. laden zu einem Pressetermin im Lager
Schülerstraße 4 am Donnerstag, 25.3., um 14 Uhr ein.*
Weitere Informationen zu den Essenspaketeboykotts finden Sie unter:
www.carava.net und www.fluechtlingsrat-bayern.de
Für Rückfragen und Interviews wenden Sie sich bitte an:
Hans-Georg Eberl | Karawane München | 0170-8832749
Stefan Klingbeil | Bayerischer Flüchtlingsrat | 089-762234
Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakt zu BewohnerInnen der Augsburger
Flüchtlingslager
-- Bayerischer Flüchtlingsrat Augsburger Str. 13 80337 München tel 089 76 22 34 fax 089 76 22 36 www.fluechtlingsrat-bayern.de www.hinterland-magazin.de