"Kein Vergeben - kein Vergessen" ­ Perspektiven linksradikaler Erinnerungspolitik

Konferenz anlässlich des 70. Jahrestags der Reichspogromnacht

8. November 2008 von 10 - 22 Uhr
Schule für Erwachsenenbildung (SfE), Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Berlin KreuzBerg


"Kein Vergeben - kein Vergessen" ­ Perspektiven linksradikaler Erinnerungspolitik

Konferenz anlässlich des 70. Jahrestags der Reichspogromnacht

8. November 2008 von 10 - 22 Uhr
Schule für Erwachsenenbildung (SfE), Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Berlin KreuzBerg

Die Konferenz soll den Rahmen bieten, anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November gemeinsam über Ziel, Ausrichtung und Perspektiven linksradikaler Geschichtspolitik zu diskutieren. Geschichtsschreibung ist nie neutral und immer ein umkämpftes Feld politischer Bewegungen gewesen. Für die Linke in der Bundesrepublik war der Bezug auf den deutschen Faschismus, die Nazi-Verbrechen und den Holocaust jedoch von besonderer Bedeutung. Ob die Nazivergangenheit der Eltern oder der eigene Antisemitismus ­ ging es dabei immer auch um die eigene Involviertheit, die eigene (Familien)Geschichte oder politische Praxis. Linksradikale Geschichtspolitik hat viele verschiedene Facetten, von der Antifa-Demo bis zur Geschichtswerkstatt, von Kampagnen für Entschädigungszahlungen bis zur ZeitzeugInnenarbeit, vom Antisemitismus-Lesekreis bis zum Nazi-Outing sind die Praxen und mit ihnen die gesetzten Schwerpunkte sehr unterschiedlich. Wir wollen den Tag vor dem 9. November nutzen, um über eben diese unterschiedlichen Praxen linksradikaler Geschichtspolitik zu diskutieren. Denn Geschichtspolitik findet nicht im luftleeren Raum statt. Sie ist eingebettet in die Bedingungen ihrer Zeit und bezieht sich ganz oft auch auf diese ­ sei es als Gegenbild zum Geschichtsrevisionismus von Nazis, Bundesregierung oder anderen AkteurInnen, sei es als Legitimation oder Bezugspunkt für aktuelles politisches Eingreifen z.B. gegen Rassismus, Antisemitismus und Homophobie oder einfach als moralischer Fluchtpunkt, als Ausdruck von ?Kein Vergeben, Keine Vergessen³ und ?Nie Wieder!³. Der Bezug auf Geschichte ist immer auch ein Eingreifen in Aktuelles. Das bedeutet aber auch, dass sich die Bedingungen für Geschichtspolitik ändern und sie nicht immer die gleiche sind und bleiben können. Seien es die ZeitzeugInnen, die sterben, oder dass das deutsche Militär oder die Bundesregierung selbst einmütig dem Holocaust gedenken, es stellt sich die Frage, was das Spezifische an linksradikaler Gedenkpolitik ist. Ist eine solche Abgrenzung sinnvoll? Was ist unser Bezug auf die deutsche Vergangenheit? Wie hat sich dieser gewandelt? Was finden wir sinnvolle Eingriffspunkte und welche Bedeutung hat Geschichtspolitik für und in unseren aktuellen Kämpfen?

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Veranstalterin: m.a.g. * mehr.als.gedenken volldagegen@gmx.de
http://www2.nadir.org/nadir/initiativ/aim/9.november-konferenz.html

UND NICHT VERGESSEN:

Reichspogromnacht am 9.November 1938 - Kein Vergessen! Kein Vergeben!

Gedenkkundgebung und antifaschistische Demonstration der AIM in Moabit am 9.November 2008 ab 14 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße.

Antifaschistische Initiative Moabit a_i_m@gmx.de
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/aim/9.november_aufruf.html

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Kurz-Programm

10-12 Auftaktveranstaltung

"Kein Vergeben - kein Vergessen! Unterschiedliche Formen linksradikaler Geschichtspolitik"

Das Auftaktpodium soll zeigen, welche verschiedenen Ansätze und Formen linksradikaler Geschichtspolitik es gibt. VertreterInnen von Initiativen zu Entschädigungszahlungen, aus der ZeitzeugInnenarbeit, Partisanenwanderungen u.ä. geschichtspolitischen Exkursionen, Alt- und Neunazi-Outing Gruppen und der kontinuierlichen Erinnernungsarbeit präsentieren ihre Arbeit und ihre Interventionen in die Geschichtspolitik der Regierung. Anhand ihrer jeweiligen Aktionsformen begründen verschiedene AktivistInnen, die AIM und der VVN ihre Ziele und den geschichtspolitischen Hintergrund ihres Eingreifens, wobei Bandbreite und Motivation linksradikaler Geschichtspolitik deutlich werden soll.

Podiumsdiskussion mit:
Antifaschistische Gruppe Moabit (AIM)
AK Angreifbare Traditionspflege (Dortmund)
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN/BdA)
Gruppe NS-Verbrechen in Italien
Zug der Erinnerung

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12-14 Workshopphase - "Zum Umgang mit der Geschichte"

In verschiedenen Workshops soll den Fragen nachgegangen werden, welchen Umgang mit der Geschichte es in der deutschen Linken gibt. Dabei sollen sowohl die im Auftaktpodium angerissenen Ansätze inhaltlich vertieft werden können, als auch andere Aspekte Raum finden, die eher für die Diskussion von Grundlagen für unser linkes Selbstverständnis relevant sind und weniger in konkreten Aktionen umsetzbar sind.

Auferstanden aus Ruinen ­ Anspruch und Wirklichkeit des DDR-Antifaschismus
Dietmar Wolf / Berlin

Das staatliches Gedenken und die aktuelle Gedenkstättenpolitik der Bundesregierung
Hannes Püschel / VVN/BdA

Zug der Erinnrung
Dirk Stegemann

Der Kampf um die Entschädigung
AK Distomo

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GEMEINENSAMES MITTAGSESSEN MIT FOOD FOR ACTION

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15-17 Workshopphase - ?Die Bedeutung der Geschichte fürs Hier und Jetzt³

Während in den 50er/60er Jahren in der BRD der Kampf der Linken vor allem einer gegen das Schweigen und Verdrängen im unmittelbaren sozialen Umfeld und in den Institutionen war, stellt sich heute, unter veränderten gesellschaftlichen Vorzeichen, die Frage nach dem Umgang mit der Geschichte neu. Die offensichtlichen TäterInnen sterben aus, der ehemalige Außenminister meint Auschwitz läge im Kosovo und für Frau Schmidt und Herrn Mustermann ist der NS-Faschismus scheinbar auf Familienfeiern kein Streitthema mehr. Im Gegenteil, die bundesdeutsche Gesellschaft scheint sich einig: er sei bis ins Kleinste wissenschaftlich erforscht. Aber ist das so und selbst wenn? Wäre er damit auch in seiner gegenwärtigen Bedeutung erledigt? In diesem Block soll die Relevanz der Geschichte für unsere aktuelle linke Politik diskutiert werden. Was und wie kann und muss (linksradikale) Geschichtspolitik heute aussehen?

Gedenkstätten in der BRD - Ansprüche und Möglichkeiten
Kerstin Bischl / reflect!

Inhaltliche Recherche und das politischen Outing von Altnazis
Tanja Von Fransecky

Dokumentation und Aktion
AK Angreifbare Traditionspflege (Dortmund)

Der "neue deutsche Opferdiskurs" und das "Zentrum gegen Vertreibungen"
AG "MS Steinbach versenken", gruppe subcutan

Umgang mit dem NS nach 1945 in der BRD und der DDR
Elke Gryglewski / Haus der Wannseekonferenz

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17:30 Abschlussveranstaltung

"Aufgearbeitet wäre die Vergangenheit erst dann, wenn die Ursachen des Vergangenen beseitigt wären"

Die unterschiedlichen Themen und Positionen aus den beiden Blöcken sollen in zugespitzter Form auf dem Abschlusspodium noch einmal Raum finden und gemeinsam diskutiert werden können. Am Beispiel den Protesten gegen das so genannte "Heldengedenken" in Halbe (FELS), der organisierten antifaschistischen Arbeit (ALB), der Kontinuität der antifaschistischen Intervention (VVN), der Neuorientierung in der Geschichtspolitik (N.N.) und dem Versuch des Brückenschlags aus den Lehren der Geschichte emanzipatorisch in die Gegenwart einzugreifen (AIM) soll der versuch unternommen werden, eine gemeinsame Position zu linker Geschichtspolitik zu finden und ihre Bedeutung für die tägliche Praxis in Form emanzipativer Veränderung der Gesellschaft für uns zu klären.

Podiumsdiskussion mit:
Antifaschistische Initiative Moabit (AIM)
Für eine linke Strömung (FelS)
Antifaschistische Linke Berlin (ALB)
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN/BdA)

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Ab 20 Film und Ausklang

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Ausführlicheres-Programm

10-12 Auftaktveranstaltung

"Kein Vergeben - kein Vergessen! Unterschiedliche Formen linksradikaler Geschichtspolitik"

Das Auftaktpodium soll zeigen, welche verschiedenen Ansätze und Formen linksradikaler Geschichtspolitik es gibt. VertreterInnen von Initiativen zu Entschädigungszahlungen, aus der ZeitzeugInnenarbeit, Partisanenwanderungen u.ä. geschichtspolitischen Exkursionen, Alt- und Neunazi-Outing Gruppen und der kontinuierlichen Erinnernungsarbeit präsentieren ihre Arbeit und ihre Interventionen in die Geschichtspolitik der Regierung. Anhand ihrer jeweiligen Aktionsformen begründen verschiedene AktivistInnen, die AIM und der VVN ihre Ziele und den geschichtspolitischen Hintergrund ihres Eingreifens, wobei Bandbreite und Motivation linksradikaler Geschichtspolitik deutlich werden soll.

Podiumsdiskussion mit:
Antifaschistische Gruppe Moabit (AIM)
AK Angreifbare Traditionspflege (Dortmund)
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN/BdA)
Gruppe NS-Verbrechen in Italien
Zug der Erinnerung

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12-14 Workshopphase - "Zum Umgang mit der Geschichte"

In verschiedenen Workshops soll den Fragen nachgegangen werden, welchen Umgang mit der Geschichte es in der deutschen Linken gibt. Dabei sollen sowohl die im Auftaktpodium angerissenen Ansätze inhaltlich vertieft werden können, als auch andere Aspekte Raum finden, die eher für die Diskussion von Grundlagen für unser linkes Selbstverständnis relevant sind und weniger in konkreten Aktionen umsetzbar sind.

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Auferstanden aus Ruinen ­ Anspruch und Wirklichkeit des DDR-Antifaschismus
Dietmar Wolf / Berlin

Als am 7.Oktober 1949 die DDR, als "erster antifaschistischer Staat auf Deutschem Boden" aus der Taufe gehoben wurde, lag das Ende der Bewegung der Antifa-Ausschüsse bereits ein Jahr zurück. Die 1948 endgültige Zerschlagung der vielen, bereits 1945 entstandenen, oftmals anarchistischen, Strukturen, die nicht selten ganze Regionen kontrollierten, war die logische Konsequenz des alleinigen Machtanspruchs der Kommunistischen Partei (ab 1946 SED). Diejenigen, die sich nicht in die neuen Strukturen fügen wollten, wurden eingesperrt, in hartnäckigen Fällen auch liquidiert. Im gleichen Jahr verkündete die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) mit dem Befehl Nr. 35 das Ende der Entnazifizierung. Bereit 1947 erhielten einfache NSDAP-Mitglieder in der SBZ das aktive Wahlrecht zurück. Viele von Ihnen traten in die SED ein oder in die eigens für Sie geschaffenen NDPD. Bereits 1965 waren viele ehemalige Nazis in alle Bereiche der Wirtschaft, Politik, Medien und des Sicherheits-apparates zurückgekehrt. Viele von Ihnen in höchsten Positionen des Staates. 20 Jahre später, mussten sich die Herrschenden in der DDR mit der Situation auseinandersetzen, dass faschistisches und rassistisches Gedankengut in großen Teilen der Bevölkerung tief verwurzelt war. Naziskins machten vielerorts negative Schlagzeilen und beschädigten das saubere Bild des antifaschistischen Staates. Genauso nervös reagierte Partei und Staat auf neu entstehende Antifagruppen, die versuchten auf das Naziproblem aufmerksam zu machen und öffentlich zu thematisierten. Diese bedrohten den Alleinvertretungsanspruch von SED und FDJ über die Jugend.

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Das staatliches Gedenken und die aktuelle Gedenkstättenpolitik der Bundesregierung
Hannes Püschel / VVN/BdA

Staatliche Erinnerungspolitik nimmt einen immer wichtigeren Platz in der Gestaltung des Gedenkens an die Zeit des Nationalsozialismus ein. Finanzierung und inhaltliche Gestaltung großer Gedenkstätten werden von der "Gedenkstättenkonzeption der Bundesregierung" beeinflusst. Dabei gehen platter Antikommunismus und tatsächliche, auch inhaltliche Modernisierung Hand in Hand. Die Geschichte des 3. Reiches wird so nutzbar gemacht für die aktuelle deutsche Identitätsbildung. Was dabei genau passiert und wie sich die Linke dazu positionieren kann wollen wir mit Euch diskutieren.

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Zug der Erinnrung
Dirk Stegemann

Zug der Erinnerung: Wohin fährt der Zug? Zukunftsperspektiven für neue Formen der Erinnerungs- und Gedenkpolitik.
Gedenkskulptur: "Züge ins Leben-Züge in den Tod" anläßlich des ersten Kindertransportes vor 70 Jahren. Einweihung am 30.11. 2008 am Bahnhof Friedrichstraße. Wie zeitgemäß sind solche Skulpturen für die aktuelle Erinnerungs- und Gedenkpolitik und welche Kunstform ist erlaubt?

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Der Kampf um die Entschädigung
AK Distomo

Die Veranstalter dieses Workshops unterstützen seit Jahren die Forderungen von NS-Opfern nach Anerkennung und Entschädigung. Schwerpunkt sind Entschädigungsforderungen der Opfer von Massakern in Griechenland, die seit Jahren politisch und juristisch für ihre Rechte kämpfen. Insbesondere der Fall Distomo ist ein exemplarisches Muster deutscher Verweigerungshaltung gegenüber den Überlebenden des NS-Terrors. Für uns ist das Thema Entschädigung der Opfer ein zentrales Anliegen antifaschistischer Kämpfe, welches aber in der Linken nicht die Rolle spielt, die ihm zukommen sollte. Wir möchten die Auseinandersetzungen der letzten Jahre darstellen, bebildern und politische Inverventionsmöglichkeiten aus antifaschistischer Sicht diskutieren.

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GEMEINENSAMES MITTAGSESSEN MIT FOOD FOR ACTION

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15-17 Workshopphase - "Die Bedeutung der Geschichte fürs Hier und Jetzt"

Während in den 50er/60er Jahren in der BRD der Kampf der Linken vor allem einer gegen das Schweigen und Verdrängen im unmittelbaren sozialen Umfeld und in den Institutionen war, stellt sich heute, unter veränderten gesellschaftlichen Vorzeichen, die Frage nach dem Umgang mit der Geschichte neu. Die offensichtlichen TäterInnen sterben aus, der ehemalige Außenminister meint Auschwitz läge im Kosovo und für Frau Schmidt und Herrn Mustermann ist der NS-Faschismus scheinbar auf Familienfeiern kein Streitthema mehr. Im Gegenteil, die bundesdeutsche Gesellschaft scheint sich einig: er sei bis ins Kleinste wissenschaftlich erforscht. Aber ist das so und selbst wenn? Wäre er damit auch in seiner gegenwärtigen Bedeutung erledigt? In diesem Block soll die Relevanz der Geschichte für unsere aktuelle linke Politik diskutiert werden. Was und wie kann und muss (linksradikale) Geschichtspolitik heute aussehen?

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Gedenkstätten in der BRD - Ansprüche und Möglichkeiten
Kerstin Bischl / reflect!

Stätten, Mahnmäler oder Monumente, die dem NS und ihrer Opfer gedenken sollten, waren in West-Deutschland lange Zeit etwas vernachlässigtes, wenn nicht gar subversives. Das Gros dessen, was heute unter Gedenkstätten verstanden wird, also die Mischung aus (Freilicht-) Museum und Begegnungszentrum auf dem Gelände ehemaliger KZs, ist aber erst in den letzten 2 Jahrzehnten entstanden und umso schneller Teil der 'kulturellen Grundausstattung' der BRD geworden, an die Politik, Bundeswehr, Schulen und Touristen aber auch Linke und AntifaschistInnen ihre Ansprüche haben. In dem WS soll es nach einer Einführung in die Geschichte der Gedenkstätten eben um diese Ansprüche gehen, die das Verstreichen der Zeit, das Aussterben der Zeitzeugen und die Fallstricke der Familienerinnerung nicht ignorieren sollten.

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Inhaltliche Recherche und das politischen Outing von Altnazis
Tanja Von Fransecky

Den Workshop wollen wir nutzen, um über unsere Erfahrungen mit ZeitzeugInnen in gemeinsamen politischen Auseinandersetzungen und als "WissenslieferantInnen" für historische Arbeiten zu reflektieren und offene Fragen mit euch zu diskutieren. Vielleicht finden sich auch Leute, die Lust haben in Berlin eine kleine ZeitzeugInnenreihe zu organisieren, denn trotz des vor langer Zeit einsetzenden Lamentos, gibt es noch ZeitzeugInnen mit spannenden Lebensgeschichten.

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Dokumentation und Aktion
AK Angreifbare Traditionspflege (Dortmund)

Ausgehend von einigen unserer geschichtspolitischen Aktivitäten, von denen die Kampagne gegen das Gebirgsjägertreffen in Mittenwald wohl die bekannteste ist, würden wir gerne ein paar Themen diskutieren, die für unsere aktuelle Politik relevant sind:
Welche Probleme wirft es auf, wenn wir uns auf den Täter-Opfer-Diskurs beziehen - angefangen von "Täter bestrafen - Opfer entschädigen" bis zu "Deutsche Täter sind keine Opfer"? Welcher Begriff von Politik drückt sich in der Forderung an die Justiz nach Bestrafung der NS-Täter aus - oder welches Maß an Hilf-/Ideen- /Machtlosigkeit der eigenen Politik? Ist Geschichtspolitik "rückwärtsgewandt", oder positiv ausgedrückt: Wie kann Geschichtspolitik für aktuelle soziale und politische Kämpfe nutzbar gemacht werden? Da sich unsere Form der Geschichtspolitik sehr stark auf die Zusammenarbeit mit ZeitzeugInnen stützt, ist eine weitere Frage, welche Form diese Politik nach dem absehbaren Tod auch der letzten Überlebenden der Vernichtungslager, Kriegsverbrechen und Widerstandsbewegungen annehmen könnte. Der Titel des Workshops bezieht sich auf die Methode, die wir für unsere Aktivitäten gewählt hatten: solide historische Recherche und Dokumentation war eine der Voraussetzungen für unsere Aktionen. Man könnte auch sagen: Recherchiert wurde in den Archiven etc., dokumentiert in der Aktion auf der Straße.

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AG "MS Steinbach versenken", gruppe subcutan
Der "neue deutsche Opferdiskurs" und das "Zentrum gegen Vertreibungen"

In den 1990ern kreisten die Erinnerungsdebatten noch um die Gleichsetzung von "deutschen Opfern" mit den Opfern der Deutschen. Zehn Jahre später bedeutet Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg fast nur noch, über Bombenkrieg und Vertreibung zu reden. Der deutsche Opferdiskurs ist längst gesellschaftlicher Mainstream geworden. Dazu beigetragen haben Bestseller wie Günther Grass¹ Im Krebsgang oder Jörg Friedrichs Der Brand. Fernsehfilme wie Die Flucht, Dresden oder Die Gustloff haben ein Millionenpublikum. Als öffentlichem Ausdruck dieser Stimmungslage hat die Große Koalition nach langer Diskussion in diesem Frühjahr entschieden, ein "Zentrum gegen Vertreibungen" zu bauen, das zwar anders heißt, aber weitgehend der Idee der Vertriebenverbände entspricht und durchaus als Pendant zum Holocaust-Mahnmal verstanden werden kann. In dem Workshop wollen wir Euch eine kleine medien- und gesellschaftspolitische Chronologie vorstellen und anschließend gemeinsam ausloten, welche Möglichkeiten und Perspektiven es angesichts dieses breiten ?Opferkonsenses³ für eine linksradikale Opposition gegen das Vertriebenenzentrum gibt.

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Umgang mit dem NS nach 1945 in der BRD und der DDR
Elke Gryglewski / Haus der Wannseekonferenz

Anhand zahlreicher Ereignisse, die an eine Zeitleiste sortiert werden, wird der Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus, den in der Zeit begangenen Verbrechen und den Tätern in den vier Besatzungszonen, sowie der Bundesrepublik und der DDR skizziert. Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Defizite der dargestellten Geschichte werden mit den Teilnehmenden diskutiert.

17:30 Abschlussveranstaltung

"Aufgearbeitet wäre die Vergangenheit erst dann, wenn die Ursachen des Vergangenen beseitigt wären"

Die unterschiedlichen Themen und Positionen aus den beiden Blöcken sollen in zugespitzter Form auf dem Abschlusspodium noch einmal Raum finden und gemeinsam diskutiert werden können. Am Beispiel den Protesten gegen das so genannte "Heldengedenken" in Halbe (FELS), der organisierten antifaschistischen Arbeit (ALB), der Kontinuität der antifaschistischen Intervention (VVN), der Neuorientierung in der Geschichtspolitik (N.N.) und dem Versuch des Brückenschlags aus den Lehren der Geschichte emanzipatorisch in die Gegenwart einzugreifen (AIM) soll der versuch unternommen werden, eine gemeinsame Position zu linker Geschichtspolitik zu finden und ihre Bedeutung für die tägliche Praxis in Form emanzipativer Veränderung der Gesellschaft für uns zu klären.

Podiumsdiskussion mit:
Antifaschistische Initiative Moabit (AIM)
Für eine linke Strömung (FelS)
Antifaschistische Linke Berlin (ALB)
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. (VVN/BdA)

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Ab 20 Film und Ausklang

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