Bericht über die Aktion:

"JA ZUM FLÜCHTLINGSSCHUTZ":
FÜR DIE FREIWILLIGE AUFNAHME VON FLÜCHTLINGEN


3.10.2008, Berlin Alexanderplatz



"JA ZUM FLÜCHTLINGSSCHUTZ":
FÜR DIE FREIWILLIGE AUFNAHME VON FLÜCHTLINGEN


3.10.2008, Berlin Alexanderplatz. Drei Menschen sitzen in einem Schlauchboot und schreien um Hilfe. Vor ihnen ein Absperrband, patroulliert von zwei Wächtern mit Frontex Kappen. Dahinter würfeln Menschen im Anzug an einem Tisch zwischen Deutschlandfahne und Sektgläsern. Etwas abseits langweilt sich eine Gruppe vor einem Fernseher mit der Aufschrift: Wir sind doch nicht blöd!

Von der Ferne ertönen Sprechchöre. Eine Gruppe Demonstrantinnen in rotem Overall nähert sich der Szene. Sie halten eine Rede zum Flüchtlingsschutz. Mitglieder von Amnesty International gehen durch das Publikum und sammeln Unterschriften. Für jede geleistete Unterschrift gibt es einen Rettungsring, der den Flüchtlingen im Boot zugeworfen werden kann. Ein Zuschauer wird überredet die Grenze durchzuschneiden. Die Frontex Wächter greifen ein. Die Demonstrantinnen rufen zu weiteren Unterschriften auf und entfernen sich, um neue Zuschauer einzusammeln.

Es ist der 3. Oktober 2008, nationaler Tag des Flüchtlings und Auftakt der bundesweiten Kampagne für die freiwillige Aufnahme von Flüchtlingen, dem sogenannten Resettlement. Bis zum 20.November sammelt Amnesty International Unterschriften für ihre Forderung an die Bundesrepublik, sich an den internationalen Resettlement Programmen zu beteiligen. Pünktlich zur Innenministerkonferenz sollen diese dem Vorsitzenden Minister, Jörg Schönbohm, überreicht werden.

Zu diesem Anlass entwickelte der Theaterpädagoge Philipp Harpain (Grips-Theater, Hier Geblieben!) diese Straßentheateraktion für die Amnesty International Asylgruppe Berlin. In Workshops setzten sich die Aktionsteilnehmerinnen vorab mit dem Thema "Resettlement" auseinander. Die Gruppe setzte sich zusammen aus Mitgliedern verschiedener Amnestygruppen, einer Person vom AK Asyl der katholischen Studentengemeinde und zwei Schauspielerinnen des Grips-Theaters.

Der Flüchtlingsrat Berlin beteiligte sich mit der Kampagne "Save Me! Eine Stadt sagt Ja!". Am gemeinsamen Infostand wurden Botschafterinnen für die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen eingetragen.

40 Millionen Flüchtlinge gibt es nach Schätzungen des Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit. Amnesty International fordert deshalb, bundesweit "Ja zum Flüchtlingsschutz" zu sagen und ein Programm zur Neuansiedlung (Resettlement) einzuführen.

Unter Resettlement versteht man ein festgelegtes Verfahren, bei dem die teilnehmenden Länder auf freiwilliger Basis Flüchtlinge aufnehmen, sie neuansiedeln und ihnen somit eine sichere Zukunftsperspektive ermöglichen. Bislang gehört Deutschland noch nicht zu den Ländern, die ein nationales Resettlement-Programm installiert haben. Der UNHCR vermittelt bei diesem Programm gemäß dem Auftrag, den die Vereinten Nationen ihm erteilt haben, ausgewählte Flüchtlinge an die mitwirkenden Staaten. Es handelt sich dabei um Personen, deren besondere Schutzbedürftigkeit festgestellt wurde: Vor allem alte, kranke und traumatisierte Menschen, Frauen und Minderjährige fallen unter solch eine Regelung. Letztendlich entscheiden die Länder selbst, ob sie die vorgeschlagenen Personen aufnehmen. Wichtig ist dabei, dass ein Resettlement-Programm kein Ersatz für ein faires Asylverfahren in Europa sein kann und darf.



Die Theateraktion
Feste Szene: Drei "Flüchtlinge" saßen in einem Schlauchboot und schrien um Hilfe. Vor ihnen wurde eine durch ein Absperrband gekennzeichnete Grenze von zwei Frontex Wächtern patroulliert. Dahinter saßen zwei korrekt gekleidete "Bürokratinnen" an einem weiß gedeckten Tisch und spielten ein Würfelspiel zwischen Sektgläsern und Deutschlandfahne. Hinter ihnen guckten ein paar völlig gelangweilte "Sofafletzerinnen" Fernsehen, das die Aufschrift "Wir sind doch nicht blöd" trug. Es spielte klassische Musik im Hintergrund.

Derweil lief eine Riesendemo von ca 6 Menschen mit Megaphon und mehreren Plakaten bewaffnet über den Alexanderplatz und sammelte das Publikum ein. Sprechchöre wurden vorgerufen und animieren das Publikum zum Mitrufen. Gemeinsam gingen sie zurück zur festen Szene. Dort angelangt hielten zwei Demonstrantinnen eine Rede zum Thema Resettlement. Währenddessen sammelten die restlichen Demonstrantinnen Unterschriften im Publikum. Für jede Unterschrift gab es einen Rettungsring, den die Leute den Flüchtlingen zuwerfen konnten. Das lenkte die Konzentration der Frontex Wächter auf die Flüchtlinge.

Die Demonstrantinnen überredeten eine Person aus dem Publikum die Grenze durchzuschneiden. Eine Demonstrantin rief "Grenze auf!" und setzte damit das Signal zum Durchschneiden. Im selben Moment stoppten die Frontex Wächter mit Trillerpfeife und "Halt!"-Rufen die Aktion.

Die Demonstrantinnen machten sich etwas lustig über die Frontex Wächter und riefen dann das Publikum auf, mit Unterschriften etwas gegen die Situation zu tun und die Amnesty Forderungen zu unterstützen. Gemeinsam gingen sie Richtung Stand zurück.

Die feste Szene wurde von den Frontex Wächtern wieder hergestellt, indem sie die Grenze reparierten, während der Demozug erneut über den Alexanderplatz schlenderte, um das Publikum für die nächste Runde zu gewinnen.

weitere Informationen unter:

http://www.amnesty.de/2008/9/30/ja-zum-fluechtlingsschutz
http://www.hier.geblieben.net/
http://www.save-me-berlin.de/

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