Gehlberg: Kein Studium für Asylbewerber - Rassismus im Ilmkreis
Gehlberg: Kein Studium für Asylbewerber - Rassismus im Ilmkreis

Nicht genug, dass sich Asylbewerber_innen im Ilmkreis mit schlagenden
Nazibanden rumärgern müssen, zum alltäglichen Terror auf der Straße gesellt
sich – und das ist leider nicht neu – der Terror des institutionellen
Rassismus, unter anderem im deutschen Bildungssystem. Wir berichten über
einen Fall aus Südthüringen.

Leben im Sammellager

Am 18.12.07 berichtete die Thüringer Landeszeitung (TLZ) über einen
Asylbewerber, der im Sammellager in Gehlberg (südlicher Ilmkreis) ?leben?
muss. Das Asylbewerberheim in Gehlberg liegt auf einem abgelegenen,
teilweise mit Stacheldraht umzäunten und von Kameras ?bewachten? Gelände am
Ortsrand. Auf Heimbewohner_innen und Besucher_innen wartet ein oft schlecht
gelaunter Portier, der von Besucher_innen für die Zeit des Aufenthalts die
Personalausweise einzieht, abschreibt und die gesammelten Daten sonst wohin
weitergibt.
Wenn die Flüchtlinge Gehlberg verlassen wollen, sind sie auf Bus oder Bahn
angewiesen. Dabei fahren Busse außerhalb der Schulzeit 2 Mal am Tag, und der
Weg zum Bahnhof führt über eine 2 km lange, steile und unübersichtliche
Landstraße.
Wohnen müssen die Migrant_innen in heruntergekommenen Hütten, oftmals teilen
sich zwei Familien auf engstem Raum eine Hütte, die sanitären Anlagen, sowie
Küche.
Das Leben eines Flüchtlings in Gehlberg ist alles andere als erstrebenswert
und zeigt, dass die von rechtsaußen genährte Mär vom fürstlichen Leben eines
Flüchtlings in Deutschland nichts anderes als eine Lüge ist.

"Die Gesetzeslage ist eben so"

Der 20-jährige Flüchtling Tawfik aus Syrien, der vor mehr als 5 Jahren mit
seiner Familie nach Deutschland geflohen ist, um in seinem Herkunftsland
politischer Verfolgung zu entgehen, hat 2007 in Arnstadt am
Neideck-Gymnasium sein Abitur gemacht und sich in Jena auf ein
Informatik-Studium beworben. Auch um die Finanzierung durch eine Stiftung
hat er sich bereits gekümmert. Da die Beauftragten des Internationalen Büros
der Friedrich-Schiller-Universität Jena keine Einwände sahen, wurde Tawfik
im Herbst 2007 immatrikuliert.
Nicht gerechnet hatte man wohl mit der Ausländerbehörde aus dem Ilmkreis,
die klarstellte, dass Tawfik als Asylbewerber nicht über ein Grundrecht auf
Bewegungsfreiheit verfügt und sich im Landkreisarrest innerhalb des
Ilmkreises befindet. Die rassistische Grundlage bietet das
Residenzpflichtgesetz, welches besagt, dass sich Asylbewerber_innen nicht
ohne Erlaubnis aus ihrem Landkreis entfernen dürfen. Da Jena bekanntlich
nicht im Ilmkreis liegt, darf Tawfik nicht studieren. Die
Schreibtischtäter_innen der Ausländerbehörde verstellen Tawfik so nicht nur
ein Jahr seines Lebens, sondern die Perspektive sich selbst zu entfalten und
weiterzubilden.

Das Problem heißt Rassismus!

Die Gesetzeslage sei eben so, heißt es, laut TLZ, aus der Behörde im
Ilmkreis. Asylbewerber erfüllen nicht die Vorraussetzung für ein Studium.
Die Kollegin der Ausländerbehörde in Jena dagegen weiß anderes. Sie
berichtet, dass es durchaus möglich sei als Flüchtling in Deutschland zu
studieren und dass in Jena so schon die Praxis aussah.
Der Knackpunkt liegt diesmal also offenbar nichtmal primär im
institutionellen deutschen Rassismus, sondern bei einer Ausländerbehörde,
die gewissenlos über das Leben eines jungen Menschen richtet.

Es bleibt dabei: Das Problem heißt Rassismus!

http://agst.antifa.net/archiv/text107.htm


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