Todesschüsse in Laâyoune für den Versuch, Marokko zu verlassen

Misshandlungen und Massenabschiebungen in Oujda

Todesschüsse in Laâyoune für den Versuch, Marokko zu verlassen

Misshandlungen und Massenabschiebungen in Oujda



Wohin die Jagd auf MigrantInnen im Namen des Schutzes der Grenzen Europas
führt


Beinahe zwei Jahre nach den dramatischen Ereignissen vom September/Oktober
2005, als 11 Menschen niedergeschossen wurden, allein weil sie über die
Zäune steigen wollten, die sie von den beideni Enklaven Ceuta und Melilla
trennten, sind jetzt in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 2007 zwei
Menschen unter den Schüssen der marokkanischen Ordnungskräfte gestorben,
als sie versuchten, an der Küste Laâyounes im Süden Marokkos aufs Meer zu
gelangen. Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt.



Einige Tage zuvor haben die marokkanischen Ordnungskräfte in Oujda eine
große Razzia gegen MigrantInnen und Asylsuchende aus Ländern südlich der
Sahara gestartet, die sich auf dem Campus von Oujda niedergelassen hatten.
Diese neue groß angelegte Operation endete mit der Festnahme von mehr als
450 Personen.



Die Ordnungskräfte nutzten die Semesterferien und die Abwesenheit der
StudentInnen, um am Morgen des 26. Juli 2007 eine Razzia auf dem Campus
durchzuführen. Zeugenaussagen einiger MigrantInnen und Asylsuchenden, die
sich retten konnten, und junger MarokkanerInnen aus dem an den Campus
angrenzenden Viertel berichten, dass gegen 4 Uhr morgens Polizei, Militär
und Hilfskräfte die MigrantInnen eingekreist und begonnen haben, sie
festzunehmen, sie zu misshandeln und brutal mit Gürteln und Gummiknüppeln
zu schlagen, bevor sie sie in Kleinbusse verfrachteten. Die Personen, die
es schafften, vom Campus in Richtung des angrenzenden Waldes zu fliehen,
wurden durch die Ordnungskräfte verfolgt, von denen einige Hunde mit sich
führten. Auf Veranlassung der Ordnungskräfte fuhren Bulldozer über das
Camp und zerstörten und verbrannten dort alles. Es gibt Informationen,
wonach eine bestimmte Zahl von MigrantInnen festgenommen wurde, die sich
auf dem Campus befanden und die kürzlich in Laayoune festgenommen und nach
Oujda zurückgeschoben worden waren und die schon deshalb sehr geschwächt
waren. Infolge dieser Operation gab es mehrere Verletzte.



Die festgenommenen AfrikanerInnen aus den Ländern der Subsahara wurden
zunächst zum Polizeikommissariat von Oujda gebracht. Dort wurden ihre
Mobiltelefone beschlagnahmt, anschließend wurden sie in Polizeifahrzeuge
geladen und aus der Stadt in Richtung (algerische) Grenze gefahren, in die
Nähe der Zone von "Galla". Unter den abgeschobenen Personen waren
mindestens sechs Frauen und zwei Kinder, von denen eins 4 Jahre alt ist.



Oujda ist seit einigen Jahren zu einem großen Internierungslager unter
freiem Himmel geworden. Die MigrantInnen werden aus allen Regionen dorthin
zurückgebracht und mit Hilfe von militarisierten Straßensperren und
Abschreckungskampagnen gegenüber Transporteuren daran gehindert, wieder in
die anderen Landesteile Marokkos zu gelangen. Die Verfahrensweisen, wie
sie eigentlich vom marokkanischen Gesetz vorgesehen sind, werden dort
nicht angewandt und Razzien und Festnahmen finden häufig statt. Die
EinwohnerInnen von Oujda und die AktivistInnen der Zivilgesellschaft, die
sich mit den AfrikanerInnen aus den Ländern der Subsahara (MigrantInnen,
Asylsuchenden und Flüchtlingen) solidarisieren, werden von den lokalen
Behörden eingeschüchtert und daran gehindert, ihnen zur Hilfe zu kommen.



Mit diesen neuen Toten, die durch Schüsse umkamen, und mit den
Sammelabschiebungen machen die Verantwortlichen Marokkos ihre Verachtung
gegenüber internationalen Verpflichtungen deutlich, obwohl sie diese
unterschrieben und ratifiziert haben. Marokko schließt sich in
ostentativer Weise der Politik der Repression der Migrationsströme an, wie
sie von der Europäischen Union beabsichtigt ist, und setzt sie mit
Übereifer um.

Die unterzeichnenden Organisationen prangern diese Machenschaften an, die
ein schwerer Angriff auf die Menschenwürde sind, einzig und allein zum
Nutzen der europäischen Staaten, und fordern den Verzicht auf die
Sicherheits- und Repressionsideologie, die heute den Umgang mit
Migrationsströmen bestimmt, besonders in Bezug auf die Grenzkontrollen,
die Beschränkungen der Bewegungsfreiheit von Menschen und die
Kriminalisierung von Migration.



Wir warnen die Verantwortlichen auf beiden Seiten vor den Risiken, denen
die AfrikanerInnen aus den Ländern der Subsahara, besonders die Frauen und
Minderjährigen, in den Grenzzonen, in die sie zurückgeschoben werden,
ausgesetzt werden.

Wir fordern eine gründliche, unparteiische und öffentliche Untersuchung
der Geschehnisse in Laâyoune, die Freilassung der festgenommenen Personen
und die Rückgabe all ihrer Habseligkeiten, die im Kommissariat von Oujda
beschlagnahmt wurden.



Erstunterzeichner:

ABCDS (Association Beni Znassen pour la culture, le développement et la
solidarité), AFVIC (Association amis et familles des victimes de
l'immigration clandestine), ARCOM (association des réfugiés et demandeurs
d'asile congolais au Maroc), ATTAC-Maroc, Cimade, CMSM (Conseil des
migrants subsahariens au Maroc), Fluechtlingsrat Hamburg (Conseil des
réfugiés Hambourg), GADEM (groupe antiraciste d'accompagnement et de
défense des étrangers et migrants), Homme et environnement, RSF Maroc
(Réfugiés sans frontière)

1000 x 100 Euro - Spendenaufruf für das Aktionsprogramm!




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